Wie hat sich der Holzbau im Laufe der Zeit entwickelt?

Das Bauen mit Holz ist nicht nur aktuell mehr und mehr gefragt, sondern kann außerdem auf eine jahrtausendealte Tradition zurückblicken.

 

Wie sahen die Anfänge des Holzbaus aus?

Schon in der Jungsteilzeit fingen die Menschen an, sich Behausungen aus Holz zu bauen. Zu den ersten Gebäuden im engeren Sinne gehörten neben Pfahlbauten erste Formen von Blockhütten, welche sich durch die gute Luftdichte vor allem in kälteren Regionen etablierten: von Skandinavien ausgehend verbreiteten sie sich über Frankreich bis in die Alpenregion und wurden später von europäischen Siedler*innen auch nach Nordamerika gebracht. Der Nachteil an diesem Baustil war – im Vergleich zum Pfahlbau – der hohe Holzverbrauch.

 

Wie hat sich der Holzbau im Mittelalter verändert?

Während des Mittelalters entwickelte sich der Pfahlbau weiter zum Fachwerkbau, der, indem er stabile, langlebige und sogar mehrstöckige Häuser ermöglichte, zur am weitesten verbreiteten Bauweise wurde und Raum für kunstvolle Fassadengestaltung schuf. (Ganz neu war die Idee jedoch nicht, da bereits in der Antike Fachwerkhäuser existierten, die sich aber nicht in Europa durchsetzten.)
Der Fachwerkbau war ein großer Entwicklungsschritt nicht nur in architektonischer, sondern auch in handwerklicher Hinsicht: Eine genaue Planung des Gebäudes im Voraus wurde unabdingbar. Von dieser ausgehend waren fachkundige Zimmerleute vonnöten, um Einzelteile vorzufertigen, deren Aufbau dafür von Hilfsarbeiter*innen übernommen werden konnte und weniger Dauer in Anspruch nahm.

 

Welche Folgen hatte die Industrialisierung für den Holzbau?

Während der Industrialisierung wurden neue Materialien für den Hausbau entwickelt. Stahl und Beton wurden entdeckt und avancierten durch die einfache Herstellbarkeit und den günstigeren Preis zu den bevorzugten Baumaterialien. Holz galt zudem nicht mehr als modern und wurde nur noch wenig verwendet.

 

Wie wurde der Holzbau wieder attraktiver?

Ende des 20. Jahrhunderts kam Holz wieder vermehrt zurück ins Bewusstsein. In der Architektur geschah das zunächst durch das Aufkommen von Mischformen aus Holz und Beton. Aber vor allem als Material für Bauteile erhielt es neue Beliebtheit durch die Verbreitung von Spanplatten, Sperrholz und Furnier.
In den letzten Jahrzehnten erfährt das Baumaterial Holz wieder mehr Aufmerksamkeit durch seine besondere Nachhaltigkeit und energiesparenden Eigenschaften. Außerdem wurden die technischen Möglichkeiten des Holzbaus im Laufe der Zeit immer weiter entwickelt, sodass mittlerweile nicht nur Einfamilienhäuser aus Holz realisierbar sind, sondern auch ungleich größere Gebäude wie Hallen oder Kirchen. Auch der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt beim Experimentieren mit diesem besonderen und biegsamen Material. Zudem gibt es zumindest in Deutschland keine Bauweise mit vergleichbarere Qualitätssicherung und Güteüberwachung.
Angesichts dessen wird der Holzbau in Zukunft wohl noch mehr an Relevanz gewinnen und ist in vielen Hinsichten ein lohnenswerter Ansatz.

 

Exkurs: Was ist das besondere am Holzbau in Ostasien?

Jenseits der beschriebenen Entwicklungen in Europa und Noramerika ist auch Ostasien eine Region, in der die Tradition des Holzbaus sehr weit zurückreichende Wurzeln hat und überaus kunstvolle Formen mit filigranem Stil und detaillierten Verzierungen hervorgebracht hat.
Es handelt sich auch bei den historischen ostasiatischen Holzwohnhäusern und -tempeln um Skelettbauten, die sich jedoch verschiedenen von den europäischen gestalteten:
Der Fokus wurde vor allem auf eine ausgeklügelte Dachkonstruktion gelegt, die nur von wenigen vertikalen Stützen gehalten wird, während viele Wände gar kein Gewicht tragen, sondern vor allem eine raumgestalterische Funktion ausüben.